Ortsgruppe Nagold

WENIGER bringt MEHR

20. Oktober 2015 | Suffizienz, Naturschutz, Nachhaltigkeit

Ansätze für das richtige Maß: Suffizienz - BUND und Kirche laden zu Kabarett und Info-Vortrag.

Es kommt auf das richtige Maß an: Der BUND und die evangelische Kirche Nagold warben im Kubus für einen nachhaltigen, fairen und gesunden Lebensstil.

Nagold. Eine überdimensionale Waage als Hintergrunddekoration machte den Besuchern im vollbesetzen Kubus schon optisch deutlich, dass an diesem Abend irgendetwas aus dem Gleichgewicht geraten ist. Thomas Ebinger, Annegreth Fezer-Brenner und Wolfgang Biegel für den Bund für Umwelt- und Naturschutz (BUND) und Dekan Ralf Albrecht für die Evangelische Kirche konnten zahlreiche Interessierte und Mitwirkende zu einer Veranstaltung begrüßen, die sich mit den Problemen und Auswirkungen des heutigen hiesigen Lebensstils auseinandersetzte und Ideen und Beispiele vorstellte, um in Zukunft wieder das richtige Maß zu finden.
Kabarettist Mike Jörg machte zu Anfang seines Programms deutlich, wie radikal sich die Entwicklung vom homo naledi vor zwei Millionen Jahren bis ins Zeitalter des Weckers geändert hat. Der Wecker als Symbol für die immer rasantere Entwicklung, in der sich der Mensch quasi auf einer sich beschleunigenden Rafting-Tour mit ungewissem Ausgang befindet.

Hintersinniges mit Mike Jörg
Der Zeitmesser aber auch als Synonym für die zahlreichen Wissenschaftler, von ihm als »Weckerle« bezeichnet, die vor den Folgen des Klimawandels warnen und in Kürze wieder wie die Heuschrecken zur Weltklimakonferenz in Paris im Dezember einfallen, so dass der Platz auf den Flughäfen knapp wird. Mike Jörg zeigte auch auf hintersinnige Weise den Unterschied zwischen dem Tierreich – der »Animal Farm« und dem Menschenreich – der Ratiopharm auf.
Im zweiten Teil des Abends unterstrich Jobst Kraus, ehrenamtlicher Nachhaltigkeitsbeauftragter des BUND-Landesverbandes und früherer Studienleiter an der Evangelischen Akademie Bad Boll, dass angesichts der globalen Krisen, wie zum Beispiel der Überschreitung der planetarischen Grenzen oder der klima- und kriegsbedingten Flüchtlingsbewegungen es ein Primat der Politik und nicht der ökonomischen Einzelinteressen brauche.
Entrümpeln, entschleunigen, entflechten und entkommerzialisieren könnten Ansatzpunkte für ein Umsteigen in eine ökologische Zivilisation sein. So besaßen die nomadisierenden Navaho- Indianer 49 Dinge für das tägliche Leben. In einem modernen Durchschnittshaushalt summieren sie sich auf rund 40 000. Eindringlich wies Kraus auf die Notwendigkeit entsprechender Rahmenbedingungen finanzieller und ordnungspolitischer Art hin. Hierbei nannte er unter anderem ein Tempolimit und rigen fossilen Rohstoffpreisen gegensteuert.
Auch von der kommunalen Politik forderte Kraus ein »weniger, anders und besser«, was er an bereits bestehenden guten Ansätzen festmachte. Eine Stadt der kurzen Wege, Einkaufen um die Ecke statt auf der grünen Wiese, gemeinschaftliches Autonutzen, elektrisch betriebene Lastenräder, sparsame Wohnraumnutzung waren nur ein paar Stichworte.

Zehn Initiativen und Firmen stellen sich vor
Ganz konkrete Ansätze für einen nachhaltigen, fairen und gesunden Lebensstil in Nagold konnten sich die Besucher bei zehn örtlichen Initiativen und Firmen holen, welche in der Pause über ihre Angebote informierten. Die Fragen am Ende der Veranstaltung machten deutlich, dass das Thema Suffizienz, also das richtige Maß zu finden, noch mehr Eingang in die persönlichen und politischen Entscheidungen finden müsse und dass die Wege dorthin sich an langfristigen Zielen zu Umwelt und Gerechtigkeit orientieren sollten. Die mit diesen Übergängen einhergehenden Zielkonflikte seien öffentlich zu diskutieren.

Quelle: Schwarzwälder Bote vom 27.10.2015 / Thomas Ebinger

BUND-Thema "Weniger bringt MEHR"

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