In seiner vollen Pracht baut sich der Mammutbaum vor einem auf, sattes Grün umgibt seinen Stamm. Ein Naturerlebnis - und doch besteht er nur aus Bits und Bytes. Denn den Nagolder Baumweg gibt es jetzt auch virtuell zu erleben. Im Rathaus wurde die Internetseite jetzt offiziell freigeschaltet. "Mein Freund, der Baum ist tot", ließ Gottfried Berger - einer der geistigen Väter des Baumwegs - zur virtuellen Einweihung die alte Öko-Hymne auflegen und erinnerte an den emotionalen Wert alter Bäume. Für ihn war der Gang ins Internet längst fällig: "Auch in Landesgartenschau-Zeiten brauchen Bäume einer Stadt eine Lobby."
So sieht er aus, der virtuelle Baumweg: Vieles erinnert an die Broschüre in Papierform, die wie auch der Internetauftritt von der Nagolder Grafikerin Martina Scholz gestaltet wurde. Zu allen 22 Bäumen gibt es Fotos unter anderem vom Foto-Club Nagold, eine kleine Biografie, Informationen sowie Gedichte und Erzählungen. Der älteste Baum des Baumwegs steht mit der Winterlinde hinter der Jakobuskirche in Iselshausen. Sie ist etwa 300 Jahre alt (Anmerkung der BUND-Redaktion: Die Winterlinde musste 2011 durch einen neuen Baum ersetzt werden). Verlaufen muss sich niemand: Mittels Stadtplan findet sich auch der Ortsunkundige zurecht.
Welche neue Zielgruppe mit dem virtuellen Baumweg vor dem Hintergrund der Landesgartenschau erreicht werden soll, zeigt Oberbürgermeister Jürgen Großmann deutlich auf: "Das ist vorweg genommen eine grüne Urbanität. Virtuell erlebbar in einem Medium, das immer mehr an Bedeutung gewinnen wird. Für jede Generation." Dahinter steht auch das Plenum Heckengäu, das dieses Projekt finanziell unterstützt hat. "Ich wünsche mir, dass sich viele Leute jetzt am Bildschirm Appetit holen und draußen in der Natur dann vespern", sagte Reinhold Rau vom Landratsamt Calw, der das Plenum Heckengäu vertrat.
Treibende Kraft hinter dem Baumweg ist die Nagolder Ortsgruppe des BUND. Ihr Vorsitzender Thomas Ebinger, der für den Internetauftritt ebenfalls fleißig fotografiert hat, weiß um die Wichtigkeit der Altbäume, die gerade im Alter ihre Funktionen, wie zum Beispiel die Sauerstoffproduktion, am effektivsten erfüllen.
Während der Baumweg im Original unkompliziert über einen Spaziergang zu erreichen ist, muss man sich im Internet auch nur mit der Maus durchklicken. Bislang ist der virtuelle Baumweg auf dem Internetauftritt des BUND Ortsverbands Nagold verlinkt.
Quelle: Schwarzwälder-Bote von 2011, Tim Geideck, Bild: T. Ebinger